Einige Gedanken  Leben mit lebendigen Formen
 
Unser tägliches Leben wäre nicht möglich ohne die Dinge, die unsere grundlegenden Bedürfnisse erfüllen: wir brauchen die schützende Hülle eines Wohnraumes, wir brauchen einen Tisch und Stühle um uns daran zu setzen, Türen, die Räume öffnen und schließen, und vieles mehr. Doch die Bedeutung all dieser Dinge liegt nicht in der Erfüllung ihres Zweckes allein. Sie bilden ja unsere tägliche Umgebung, und in der Art, wie sie gestaltet sind, bringen sie einerseits eine bestimmte Lebenshaltung zum Ausdruck, andererseits prägen sie auch eine solche Haltung, ein Lebensgefühl. So können wir die Menschen fremder Völker oder vergangener Zeiten besser verstehen, wenn wir sehen, wie sie ihre Alltagsgegenstände gestalten und was für Kunstwerke sie geschaffen haben. Und so ist auch unsere heutige von Nüchternheit und Sachlichkeit geprägte Umgebung Ausdruck einer ganz bestimmten Anschauungsweise: der Anschauung, dass das Leblose gegenüber dem Lebendigen das primär Wirkliche ist, dass alles Lebendige aus dem Leblosen durch dessen komplizierte Anordnung entsteht und somit Welt und Mensch als Mechanismus zu verstehen sind. Dies scheint heute vielfach die einzig mögliche Sichtweise zu sein,- für das menschliche Bedürfnis nach Sinn gibt es da keinen Platz. Doch schon eine einfache Beobachtung könnte diese Annahme in Zweifel ziehen: nirgends sehen wir tatsächlich Lebendiges aus dem Unlebendigem entstehen,- ein Lebewesen entsteht nur aus einem Lebewesen. Das Umgekehrte jedoch sehen wir sehr wohl: ein Baum sondert Rinde ab- diese ist nicht mehr lebendig,- ein sterbendes Lebewesen wird zu lebloser Substanz. Unsere heutige naturwissenschaftliche Anschauungsweise bietet kaum eine Möglichkeit anzunehmen, dass diese einfachen Beobachtungen uns etwas über die Beschaffenheit der Welt sagen können. Wenn man sie jedoch einmal unbefangen hinnimmt lässt sich auch eine andere Sichtweise für möglich halten: aus dem Lebendigen ist das Unlebendige hervorgegangen und das Lebendige wiederum ist Ausdruck von Sinn, von Sinnhaftigkeit. Gewissermaßen von oben nach unten geschieht der Entstehungsprozess, nicht von unten nach oben. Wir fühlen uns völlig anders in der Welt wenn wir in der Lage sind, die Dinge so anzuschauen.Und dadurch bekommt auch unser Erleben von Schönheit eine ganz andere Bedeutung: aus einem rein subjektiven Empfinden wird es zu einer Art von Auffassungsvermögen. Was wir als schön erleben ist die den Dingen innewohnende harmonische Gesetzmäßigkeit, die auch ihren Sinn ausmacht. Eine Blüte, einfach nur teilnahmslos angeschaut, ist nicht schön. Schön wird sie, indem wir innerlich die Geste des Sichöffnens mitvollziehen und erleben, wie die ganze Pflanze nach diesem sich öffnen strebt. Dies ist die Gesetzmäßigkeit der Pflanze, die sie zum Ausdruck bringt, die ihren Sinn ausmacht und die sie für uns schön macht. Auf diese Weise finden die Innenerlebnisse des Menschen wieder mit der Wirklichkeit zusammen, der Gegensatz von subjektiv und objektiv wird aufgehoben. Eine solche Anschauungsweise kann sich dann auch in der Art, wie die Lebensumgebung, die Dinge des Alltags gestaltet werden, ausdrücken. Gestalt und Form sind dann nicht allein etwas Statisches, sondern Ergebnis eines Prozesses, eine zur Ruhe gekommene Bewegung. In der Natur können wir solche Gestaltungsprozesse wahrnehmen.
 
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Bei der Herstellung von Kunst- und Gebrauchsgegenständen geschieht dies im Erleben des Gestaltenden, und kann dann vom Betrachter und Benutzer nachempfunden werden. Dies erleben zu können entspricht einem Bedürfnis der heutigen Zeit.

 
Sinnhafte Arbeit mit natürlichen Materialien
Mit Holz lebendige Formen gestalten

 
Artikel erschienen in der Zeitschrift ”Wohnung + Gesundheit” Nr. 147/2013
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